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Obsolete Hardware?

Wenn man sich etwas genauer mit der Technologie befasst, die hinter aktuellen Echtzeitschittkarten wie der Canopus DVStorm oder der Matrox RT.X steht, kann man schon ins Grübeln kommen.

// 12:25 Do, 15. Jul 2004von

Wenn man sich etwas genauer mit der Technologie befasst, die hinter aktuellen Echtzeitschittkarten wie der Canopus DVStorm oder der Matrox RT.X steht, kann man schon ins Grübeln kommen.



Nach unserem Edius 2.0-Test blieben doch einige Fragen offen, warum das Programm mit einer DVStorm deutlich schneller lief. Denn Hardwarekarten arbeiten eigentlich alle nach dem selben Prinzip: Zum Dekodieren der einzelnen Videoströme werden Software-Codecs eingesetzt, da Hardwarecodecs hierfür viel zu langsam wären. Auch die meisten Effekte werden in Software berechnet. (Eine Ausnahme sind die Skalierungs und 3D-Effekte bei der Matrox RTX-Serie. Hierfür sitzt ein 3D-Prozessor auf der Karte). Dies ist auch der Grund, warum diese Lösungen umso leistungsfähiger werden, je schneller der Prozessor ist. Denn die ganze Rechnenarbeit fällt im Computer an, nicht auf der Karte. Da mittlerweile jeder aktuelle Computer auch eine leistungsfähige 3D-Grafikkarte besitzt, kann diese auch die 3D-Transformationen übernehmen. Dass dies problemlos ohne Zusatzhardware möglich ist zeigt beispielsweise Pinnacle mit Edition.



Die Hardwarekarten kommen erst in Spiel, wenn es zur Ausgabe kommt. Denn nachdem der Rechner alle DV-Ströme dekodiert und die Effekte berechnet hat liegt das Videobild in unkomprimierter Form vor. Hardwarekarten erhalten dieses unkomprimierte Bild und stellen es entweder an den analogen und/oder digitalen Ausgängen zur Verfügung. Sitzt auf der Karte ein Hardwarecodec, so wird das Signal hier nach DV gewandelt und liegt am Ausgang an. Dieser Vorgang benötigt keine Rechenleistung. Bei einer nackten Firewirekarte muss der Prozessor des PCs dagegen das Signal auch wieder komprimieren, damit es über den Firewire-Port als Vorschau gezeigt werden kann. Dies verbrät nach unseren Erfahrungen ungefähr eine Rechneleistung von 400-600 MHz. Das ist deutlich weniger, als der Performancesprung bei Edius 2.0 ausmacht.



Es benötigt dagegen praktisch keine Rechenleistung, das unkomprimierte Bild auf dem PC-Monitor darzustellen. Daher können Programme wie Pinnacle Edition auch ihre Echtzeiteffekte nur auf dem Computermonitor erzeugen. Wenn man nun in Edius den DV-Out deaktiviert, gibt es eigentlich nur einen logischen Signalweg, egal ob man eine OHCI-Karte oder eine DVStorm benutzt: Die Daten wandern von der Festplatte in den Hauptspeicher, werden dort vom Prozessor dekodiert, mit Effekten versehen und werden dann unkomprimiert an die Grafikkarte übergeben. Externe Hardware kommt hierbei überhaupt nicht ins Spiel. Alle Vorgänge laufen im Rechner ab. Also müsste Edius bei dieser Einstellung auch gleich schnell rechnen, egal ob eine DVStorm oder nur eine Firewire-Karte im System installiert ist. Doch auf unserem Rechner war das System mit der DVStorm noch spürbar schneller. Es ist daher anzunehmen, dass Canopus hier bewusst die OHCI-Ausgabe etwas ausbremst, um weiterhin ein gutes Kaufargument für die zusätzlichen Hardwarekarten zu haben.



Wenn man genau sein will, ist die obige Argumentation nicht ganz korrekt. Denn unsere Erfahrungen legen nahe, dass die DVStorm einen kleinen Umweg fährt: Anstatt das unkomprimierte Bild direkt an die Grafikkarte zu schicken, wird es an die DV-Storm gesendet, die es daraufhin als Hardware-Overlay in die Grafikarte einblendet. Doch bei sorgfältiger Grafikkarten-Programmierung kann dieser Umweg keinen Geschwindigkeitsgewinn bringen. Viel mehr liegt auf diesem Weg ein Flaschenhals. Denn die ganze Kommunikation läuft über den PCI-Bus der ca. 4 mal langsamer arbeitet, als die direkte Anbindung der Grafikkarte über AGP. Daher bleiben wir bei unserer Aussage, dass Edius ohne DV-Ausgabe immer die gleiche Performance bringen müsste, egal welche Karte im System steckt.



Das führt uns zu einer weiteren Überlegung: Viele Grafikkarten bieten einen zusätzlichen TV-Out, an den man das unkomprimierte Bild schicken kann, ohne den Prozessor zu belasten. Ohne zusätzliche Prozessorbelastung könnte man so zumindest eine analoge Vorschau bereitstellen, die alle Effekte auch an einem externen Monitor zeigen kann. Pinnacle tut genau dies mit Ihrer Pro Version von Edition. Die beigelegte Hardwarekarte ist im Grunde nichts anderes als eine übliche Grafikkarte. Dabei geht die Performance der Echtzeitzeit-Effekte am Vorschaumonitor nicht zurück. Gerüchten zufolge wird die neue Version 6.0 sogar den TV-Out jeder beliebigen Grafikkarte unterstützen können.


Wer nun eins und eins zusammenzählt kommt zu folgendem Schluss: Hardwarebeschleunigerkarten beschleunigen eigentlich gar nicht die einzelnen Effekte, sondern stellen nur die entsprechenden Ein- und Ausgänge zur Verfügung. Wer mit seiner DV-Kamera über eine normale Firewirekarte in den Rechner aufnimmt und die Preview über einen analogen Monitor betrachten will, braucht eigentlich nur Software. Denn wenn die Grafikkarte einen analogen TV-Output besitzt, kann hier das unkomprierte Bild ebenfalls ohne Prozessorleistung „durchgeschoben“ werden.



Sind Hardwarebeschleuniger-Karten wie die DVStorm oder die Matrox RT.X-Serie also nur große Hardware-Dongles, die dafür sorgen dass man die zugehörige Software teurer verkaufen kann? Kritische Augen könnten dies durchaus so sehen. Allerdings sollte man auch nicht vergessen, dass man mit diesen Karten meistens deutlich hochwertigere Wandler bekommt und oft noch einen Echtzeit-MPEG und DV-Decoder obendrauf. Außerdem vergisst man nur allzu leicht, dass auch Softwareentwicklung eine teure Angelegenheit ist. Immerhin kauft man mit solchen Karten ja ein deutliches Mehr an Produktivität. Und ob dies nun in Software oder in Hardware realisiert wird ist praktisch gesehen völlig egal. Auf das Ergebnis kommt es an, und hier liefern nun einmal die Karten von Canopus eine deutliche Mehrleistung gegenüber den reinen Softwarelösungen. Daher ist es auch nur allzu verständlich, dass man sich den lukrativen Hardware-Markt mit einer reinen Softwarelösung wie EDIUS 2.0 nicht selbst kanibalisieren möchte.



Eine Stellungnahme von Canopus:


http://www.canopus.com/de/products/EDIUS2.5/pa_EDIUS2.5_dvhardware.asp


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