Sleepless Knights

Berlinale Nachlese -- Video-DSLR Produktionen (Highway, Sleepless Knights) : sleepless off


Dieser Film von Stefan Butzmühlen und Cristina Diz lief in der Forum-Sektion und spielt in Spanien, genauer gesagt in der kargen Extremadura, wo sich Carlos, der den Sommer bei seiner Familie besucht, und der junge Polizist Juan näher kommen. Kameramann Stefan Neuberger hat unsere Fragen zu den Dreharbeiten beantwortet:




Was war ausschlaggebend für die Entscheidung, mit der Canon 5D zu drehen, und war es rückblickend die richtige Wahl?



Natürlich gab es viele verschiedene Gründe, die mich letztendlich zur Canon 5D geführt haben. Das waren zum Beispiel: ein sehr geringes Budget, der Wunsch nach Gestaltung mit selektiver Tiefenschärfe, vorwiegendes Arbeiten mit vorhandenem Licht, eine einzige Filmlicht-Lampe und relativ viele Nachtszenen.



Ausschlaggebend für mich war aber vor allem, dass wir ein sehr kleines Team waren, das intuitiv und spontan arbeiten wollte. Da war es mir besonders wichtig, dass ich mich mit der Kamera alleine wohlfühle, um mich voll und ganz auf die Gestaltung des Inhaltes konzentrieren zu können. Mit der Canon 5D hatte ich zuvor schon gearbeitet, unter anderem auch für den Dokumentarfilm "Meanwhile in Mamelodi". Daher konnte ich die Arbeit mit der Canon 5D auch spontan und beobachtend ganz gut für mich einschätzen.



Während der gesamten sechs Wochen Drehzeit, konnte ich nur für die aufwendigsten Szenen eine Woche lang mit Assistenz arbeiten. Ansonsten habe ich immer zusammen mit Stefan Butzmühlen das Licht aufgebaut bevor wir gedreht haben. Da war es für mich wichtig, dass die technische Seite der Kameraarbeit nicht zu groß, zu schwer und aufwendig wird. Schon alleine physisch belastet einen die Canon5D verglichen mit anderen Kameras nicht so stark und lässt so Konzentration auf Anderes, Wichtigeres. Für mich war das für diesen Dreh absolut die richtige Wahl. Ich bin mit dem Resultat zufrieden und kann mit den Nachteilen der Kamera leben.



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Mit welchen Optiken habt ihr gearbeitet, welches Zubehör war wichtig?



Gedreht wurde mit älteren, selbst zusammengestellten Nikon-AI-s Festbrennweiten:



28 mm 2.8


35 mm 2


50 mm 1.2


85 mm 2


105 mm 1.8


180 mm 2.8



Das wichtigste extra Zubehör für mich war der Viewfinder. Ohne den hätte ich nicht mit der Canon5D arbeiten wollen. Ich brauche das komplette Abtauchen ins Bild für die Gestaltung – fürs Gefühl zum Bild. Ansonsten waren natürlich eine zusammengebastelte Schulterstütze, ein schweres und ein leichtes Kamerastativ unentbehrlich.



Wie habt ihr den Ton abgenommen?



Der Ton wurde extern aufgenommen und später mit dem Bild synchronisiert. Der Ton der 5DMarkII hat als Primärton zum Anlegen gedient. Der Ton wurde extern mit folgendem Equipment aufgenommen:





- Sounddevice 744T


- Tascam DR-100


- MS Angel Rode NTG2 + Ambient Emesser ATE 208


- zwei Funkstrecken Sennheiser 2000set


- DPA 4060


- 2 Oktava MK012



Gedreht wurde ja in der Extremadura in Spanien. Wie seid ihr mit den Lichtverhältnissen dort umgegangen?



Wir haben so viel wie möglich mit vorhandenem Licht gedreht. Ein Resultat sowohl aus Produktionsbedingungen als auch aus dem Wunsch, mit dem zu Arbeiten, was vorhanden ist. Erstmal durchs Sehen zu Gestalten und nicht durchs Verändern war unser Wunsch. Was gibt es schöneres als natürliches Licht.



Um da zusätzlich technisch nachzuhelfen gab es eigentlich nichts außer minimalstes und unverzichtbares Equipment: Reflektor und ND-Filter. Ich habe eher versucht das Licht zu beobachten und Einstellungen gewählt, die mit dem vorhandenen Licht Zusammenarbeiten.



Kannst Du uns ein bisschen über die Bildgestaltung und Ästhetik erzählen, für die ihr euch entschieden habt? (Kameraführung, Schärfestaffelung uä.)



Für mich ist es wichtig einen Rahmen zu schaffen, in dem etwas frei passieren kann. Viele Einstellungen in dem Film sind lang, verglichen mit den gängigen Sehgewohnheiten. Das Buch ist fragmentarisch angelegt und basiert vorwiegend auf Momenten. Da finde ich es wichtig, dass es eine gewisse Harmonie im Bild gibt - ein zusammenhaltendes Element. Wenn man ein Bild über fünf Minuten ansieht, dann muss es über die erste Informationsvermittlung hinweg interessant sein. Man beginnt das Bild tatsächlich genauer anzusehen, zu untersuchen, wirken zu lassen. Mir war es wichtig, dass die Bilder das tragen können, dass man etwas in ihnen entdecken kann, das man nicht auf den ersten Blick wahrnimmt.



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Die filmische Erzählung soll weitgehend im Schnitt entstanden sein, dh. es gab kein richtiges Drehbuch als Grundlage? Wusstest Du (die Regie, die Schauspieler), was in den verschiedenen Szenen passieren wird? Wie liefen die Dreharbeiten konkret ab?



Wir haben bei diesem Dreh sehr intuitiv gearbeitet. Da wir ein sehr kleines Team hatten, war dies auch gut möglich. Stefan Butzmühlen und Cristina Diz haben ein etwa 40-seitiges Buch geschrieben, dass vor allem aus Momentaufnahmen bestand - jede Szene ein Bild für sich. Die letztendliche Auflösung haben wir vor Ort am Set entschieden.



Die Inszenierung war immer ein Prozess. Ich würde sagen, wir wussten dann kurz vorm Drehen schon alle sehr genau was passieren wird. Aber bevor wir am Drehort ankamen wussten wir es selten exakt. Die Szenen sind gemeinsam an Ort und Stelle erarbeitet. Da spielt alles mit rein: die Stimmung des gesamten Teams, der Ort an sich, das Wetter. Wir haben viel mit dem gearbeitet was da ist, was interessant ist anzusehen und haben uns davon inspirieren lassen. Sowohl von den Orten als auch von den Figuren.



Stichwort Drehverhältnis: Wie viel Material wurde insgesamt aufgenommen?



Insgesamt ca. 18 Stunden Material. Drehverhältnis ca. 1:13



Gab es besondere Schwierigkeiten, die ihr während des Drehs meistern musstet?



Schwierigkeiten gab es natürlich immer wieder. Besondere? Vielleicht die unerträgliche Mittagshitze und das extrem kleine Team. Aber auch das hatte beides seine guten Seiten: eine notwendige Siesta und viel Freiheit und Spontaneität.



Weißt Du zufällig, worauf der Film geschnitten wurde?



Der Film wurde auf FinalCutPro geschnitten.





Infos zum Film:



SLEEPLESS KNIGHTS



Regie: Stefan Butzmühlen, Cristina Diz


Deutschland 2012



Produktion: Salzgeber & Co. Medien, Berlin


Buch: Stefan Butzmühlen, Cristina Diz


Kamera: Stefan Neuberger


Format: DCP, Farbe


Länge: 82 Minuten


Sprache: Spanisch



Film-Website




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